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Fünf Trends bei der Bekämpfung von Versicherungsbetrug 2019
Jan 16, 2019
Sehen wir den Tatsachen ins Auge. Nach einer Sonderauswertung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zufolge, weist fast jede zehnte Schadenmeldung Ungereimtheiten auf. Insgesamt gehen die Schaden- und Unfallversicherer davon aus, dass Versicherungsbetrüger jedes Jahr einen wirtschaftlichen Schaden in Höhe von vier bis fünf Milliarden Euro verursachen*. Daher wird die Verbesserung der Kennzahlen durch Betrugsbekämpfung äußerst wichtig. Durch aktive Betrugsbekämpfung können wir diese Quoten und die Zufriedenheit unserer Kunden verbessern. Es ist an der Zeit, unsere Maßnahmen zur Betrugsbekämpfung zu verschärfen.
Veränderungen geschehen nicht von heute auf morgen. Dennoch wird ein effektiver, branchenweiter Ansatz zur Betrugsbekämpfung zu gesunden Portfolios für Versicherer und fairen Beiträgen für Kunden führen. Wir bei FRISS haben die Versicherungsbetrugsumfrage 2019 durchgeführt, um bessere Einblicke in die derzeitige Marktlage, die Herausforderungen, die Versicherer überwinden müssen, und den Reifegrad der Branche in Bezug auf Versicherungsbetrug zu gewinnen. Dies sind die fünf wichtigsten Schlussfolgerungen:
1.Optimieren Sie Ihre Ergebnisse durch automatisierte Betrugsbekämpfung
Unternehmen wie Google, Spotify und Uber bieten allesamt personalisierte Produkte oder Dienstleistungen an. Das Schlüsselelement sind dabei Daten. Je mehr Sie wissen, desto besser können Sie Ihre Kunden bedienen. Gleiches gilt auch für die Versicherungsbranche. Kundenkenntnis ist von sehr großer Bedeutung, und dank umfangreicher Daten kennen Versicherer ihre Kunden jetzt noch besser. Man würde meinen, dass die Betrugsbekämpfung im heutigen digitalen Zeitalter automatisiert abliefe – das ist aber nicht der Fall. 67 Prozent der Befragten geben an, dass ihr Unternehmen Betrug nach dem Bauchgefühl der Schadensachverständigen bekämpft, statt automatisierte Prozesse anzuwenden.
2. Nutzen Sie künstliche Intelligenz
Intelligente Software kann Informationen schnell verarbeiten, unabhängig lernen, die richtigen Schlussfolgerungen ziehen und Empfehlungen abgeben. Genau wie ein Mensch, nur klüger und effizienter. Wir sprechen von künstlicher Intelligenz (KI). Die riesigen Datenmengen und die beeindruckende Rechenleistung sorgen dafür, dass Analysen blitzschnell und mit großer Genauigkeit ausgeführt werden. Beispielsweise lassen sich mithilfe von künstlicher Intelligenz Bilder analysieren und gleichzeitig Betrugsprüfungen durchführen. Derzeit sind verschiedenste Arten von KI verfügbar bzw. in Entwicklung. Versicherungsunternehmen können diese Technologien schon heute nutzen, um ihre Risikoanalyse und Prozesse zur Betrugserkennung zu optimieren.
3. Daten sind der Schlüssel
Datenanalysten bei Versicherungsunternehmen arbeiten mit riesigen Informationsmengen: internen Versicherungsdaten aus Akten oder von Mitarbeitern, Daten aus verschiedenen Systemen sowie Daten aus externen Quellen. Informationen zu den versicherten Personen und Objekten, Schadensfällen und erkannten Betrugsfällen helfen dabei, fundierte Urteile über Risiken, Trends und den Wert von Policen und Portfolios zu fällen. In einer idealen Welt könnten Informationen vollständig in sinnvollen Zahlen und Datenfeldern erfasst werden. Doch wie verlässlich sind all diese Informationen? Im Gegensatz zur idealen Welt gibt es in der Realität zahlreiche Tücken, die sowohl bei den Systemen als auch bei uns Menschen liegen können. Aufgrund von Unterschieden hinsichtlich Unternehmenskultur, Genauigkeit und Konsistenz gestaltet sich der Vergleich verschiedener Verwaltungssysteme schwierig. Und zu guter Letzt kann sich auch der Faktor Mensch in positiver wie negativer Hinsicht auf die Datenqualität auswirken.
4. Schaffen Sie eine Betrugsbekämpfungskultur
In vielen Ländern haben Regulierungsbehörden Programme zur Betrugsbekämpfung und Sensibilisierungskampagnen ins Leben gerufen. Mehrere Branchenverbände haben außerdem Richtlinien herausgegeben und Präventivmaßnahmen vorgeschlagen, um Versicherern und ihren Kunden zu helfen. 72 Prozent der Versicherer geben an, dass bei ihnen eine Betrugsbekämpfungskultur vorhanden ist. Jedoch verfolgt nur ein Drittel eine Nulltoleranzstrategie gegenüber Betrug. Eine Betrugsbekämpfungskultur erfordert eine strukturierte Kommunikation zwischen Abteilungen, die Einbeziehung der Geschäftsleitung, Schulungen zur Sensibilisierung gegen Betrugsfälle und angepasste Leistungsstandards für Mitarbeiter. Im Allgemeinen werden Schadensachbearbeiter daran gemessen, wie zufrieden ihre Kunden sind und wie schnell sie Schadensfälle bearbeiten. Wenn darüber hinaus gemessen werden soll, wie gut sie Betrug erkennen, müssen den Kunden zusätzliche Fragen gestellt werden. Wenn Versicherungsträger diese vereinheitlichen, können sie viel erreichen.
5. Gemeinsam zum Erfolg
Alle Versicherungsunternehmen würden davon profitieren, ihre Kräfte zu bündeln und Informationen zur Betrugsbekämpfung in Pools zur Verfügung zu stellen. Dies ist die einzige Möglichkeit, organisierten Betrug zu erkennen, zu bekämpfen und unter Kontrolle zu bringen. Die Versicherer könnten sich so über die aktuellsten Betrugsmethoden informieren und den Betrügern immer einen Schritt voraus sein. Betrüger sind stets auf der Suche nach Schwachstellen. Ein Zugang zu internationalen Pools zur Betrugsabwehr würde Betrüger davon abhalten, von einem Land ins nächste und von einem Versicherer zum nächsten zu ziehen. Wenn Versicherer Daten zu betrügerischen Schadensfällen, Reparaturwerkstätten, medizinischen Dienstleistern, Bildern und versicherten Objekten miteinander teilen, erhöhen sie ihre Chancen, Betrüger frühzeitig aufzuhalten. Laut der Umfrage sehen 33Â Prozent der Versicherer Kooperation als eine Herausforderung an.
Gemeinsam für mehr Ehrlichkeit gegenüber Versicherungen sorgen.
Betrugsbekämpfung muss ein integraler Bestandteil jedes Versicherungsunternehmens sein. Internationale Programme und Vorschriften zur Betrugsbekämpfung ebnen den Weg zu mehr Ehrlichkeit – und zwar grenz- und unternehmensübergreifend. Dies ist wichtig, da Betrüger mit ihren Machenschaften nicht bei einer einzigen Versicherung haltmachen. Auch wenn in der Branche eine immer höhere Sensibilisierung für das Thema zu beobachten ist, gibt es noch reichlich Verbesserungspotenzial. Möchten Sie mehr erfahren? Laden Sie sich hier den vollständigen Bericht Versicherungsbetrug 2019 herunter. *: GDV Medieninformation 2017 - Versicherungsbetrug, www.gdv.de