Mit On-Demand-Versicherung ist der Kunde wirklich König
Aug 22, 2017
In der jüngeren Vergangenheit erklärten Unternehmen häufig, dass der Kunde "König" sei – zum Beispiel aufgrund von kurzen Lieferfristen oder wegen des guten Kundendienstes. Die einzelnen Merkmale des Produkts jedoch legte immer noch der Anbieter fest. Der Kunde kauft – oder eben nicht. Hier findet gegenwärtig jedoch eine radikale Veränderung statt. Ein gutes Beispiel dafür ist der Bereich "On-Demand-Versicherung".
Der Kunde bestimmt ganz genau selbst, was er will, und wann er es will. Die Anbieter beantworten die Nachfrage mithilfe fortschrittlicher Technik. Zum Beispiel bei Streamingdiensten: Der Nutzer legt selbst fest, wann er welche Musik hören möchte, und er stellt seine eigene Sammlung zusammen. Der Anbieter hilft ihm dabei, indem er ihm auf Basis früherer Auswahlentscheidungen Vorschläge unterbreitet.
Dasselbe Prinzip gilt für Nachrichten: Wer liest heutzutage schon noch das Morgenblatt, um sich zu informieren? Nachrichten werden nahezu in Echtzeit verbreitet und stehen genau dann zur Verfügung, wenn der Leser es möchte. Für Filme und Serien von Netflix, HBO und ähnlichen Anbietern gilt dasselbe. Selbständige und Unternehmen steigen in großem Umfang auf Software-as-a-Service um. Ganz gleich, ob Kleidung, Elektronik oder Lebensmittel: Dem Kunden stehen bisher unbekannte Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung, und er bestimmt selbst, wann er einkaufen und wann er die Lieferung in Empfang nehmen möchte. All dies wird durch moderne Technologie erst möglich gemacht.
InsurTech
Neue Technologien sind auch ein Motor für die rasante Entwicklung im Bereich Versicherungsdienstleistungen. Dies wird mit dem Schlagwort "InsurTech" bezeichnet. Der Kunde wird durch das Aufkommen von "On-Demand-Versicherung" wirklich zum König.
Nicht nur Versicherer, sondern auch Technologie-Startups sind auf diesem Gebiet mit Initiativen tätig. Auf der zweitägigen InsurTech- und Innovationsmesse DIA, die im Mai 2017 in Amsterdam stattfand, zeigten ungefähr 100 Unternehmen die Entwicklungen, an denen sie arbeiten oder die sie bereits auf dem Markt anbieten. Häufig stehen dabei traditionelle Versicherer für die Deckung ein. Das gesamte "Frontoffice" hingegen wird von Technologieanbietern wie TROV, Insureapp oder Metromile übernommen, die sich durch ein rasantes Wachstum ihrer Größe und ihres Tätigkeitsfelds auszeichnen.
On-Demand-Versicherung
Diese und andere Anbieter entwickeln Technologien, die On-Demand-Versicherungen möglich machen, gegenwärtig noch hauptsächlich für Sachen, die traditionellerweise evtl. in Hausrat-, Reise- oder Kraftfahrzeugversicherungen mitversichert sind. Über eine App wird für das zu versichernde Objekt, zum Beispiel eine Kamera, Versicherungsschutz angefragt. Auf Basis der in der Cloud verfügbaren Datenbanken bestimmt das System das entsprechende Risiko und damit den Preis. Dem Eigentümer wird unverzüglich eine entsprechende Versicherung angeboten, die er mit einem einfachen Mausklick annehmen und aktivieren kann.
Vielleicht möchte der Kunde die Kamera nur für einen Wochenendausflug in die Berge versichern, um sie danach wieder auf eigenes Risiko sicher im heimischen Schrank aufzubewahren? Kein Problem: Versicherungsbeitrag und Deckungssumme werden angepasst, der Versicherungsschutz endet zum vereinbarten Zeitpunkt. Die Möglichkeiten sind grenzenlos, und die Entwicklung steht noch ganz am Anfang. Das an ein Smartphone gekoppelte System kann den Lebensstil des Versicherten kennenlernen und auf dieser Grundlage Angebote unterbreiten und Risiken bestimmen. So kann die App den Versicherten zum Beispiel beim Betreten eines geschäftigen Flughafens darauf hinweisen, dass die Kamera noch nicht versichert ist. Wer in sein Auto steigt, kann eine Erinnerung erhalten, dass die "Deckung pro gefahrenen Kilometer" aktiviert werden muss. Wer in Rom in die Metro steigt, erhält eine Warnung, wenn Taschendiebe in der Nähe sind, während gleichzeitig Versicherungsbeitrag und Deckungssumme angepasst werden.
Versicherungsbetrug bekämpfen
Inzwischen bieten viele InsurTech-Unternehmen in Zusammenarbeit mit Underwritern Versicherungsprodukte auch in eigenem Namen an. Umgekehrt suchen Versicherer die Zusammenarbeit mit diesen Anbietern, um auch auf diesem Marktsegment (das zu 80 % aus Menschen der Generation Y, also den nach 1980 Geborenen besteht) mit der eigenen Marke vertreten zu sein.
Es verändert sich also vieles. Was gleich bleibt, ist das Risiko eines Missbrauchs. Erkennung und Prävention von Betrug sind nach wie vor unverzichtbar. Auch dabei steht Technologie im Zentrum. Woran können Sie als Versicherer zum Beispiel erkennen, dass die Kamera aus dem obigen Beispiel nicht schon eine Woche vorher verschwunden war? Wie können Sie bestimmen, ob die zu versichernde Sache tatsächlich Eigentum des Nutzers der App ist? Kennen Sie den Versicherten gut genug, um das Risiko und den Versicherungsbeitrag korrekt bestimmen zu können?
Viele Schritte für eine angemessene Beantwortung dieser Fragen sind schon gemacht, aber die Entwicklung schreitet schneller voran als je zuvor. Nicht nur die Technik selbst, sondern auch die Art und Weise, wie Verbraucher mit ihr umgehen und wie sie Entscheidungen für oder gegen bestimmte Produkte treffen, sind einem rasanten Wandel unterworfen. Der König erhebt Anspruch auf seinen Thron. Versicherer und Technologieanbieter müssen gemeinsam denken und zusammen Produkte entwickeln und vermarkten, um dieser neuen Wirklichkeit eine rentable Gestalt zu geben.
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